Freitag, 8. Juni 2007
Nutzer vor Online-Durchsuchungen machtlos
mmd, 22:01h
Glaubt man dem Chaos Computer Club (CCC), so ist der einfache Computernutzer gegen die geplanten heimlichen Online-Durchsuchungen so gut wie machtlos. Seit 2005 sollen diese Aktionen laufen, sie basieren allerdings auf keiner Rechtsgrundlage.
Deshalb fordert Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble jetzt ein derartiges Gesetz. "Übliche Antivirenprogramme und Firewalls sind machtlos. Die Ermittler werden Schwachstellen nutzen, etwa im Mail-Programm oder Browser", sagt Constanze Kurz vom CCC gegenüber der Zeitung "Die Zeit". Allerdings soll man die Möglichkeiten nutzen, sich gegen die Eindringlinge zur Wehr zu setzen. "Die Ermittler werden es sich zweimal überlegen, uns anzugehen. Die Gefahr ist einfach zu groß, dass wir den Online-Spion aufspüren."
Allerdings musste sich Kurz auch einige Kritik gefallen lassen, beispielsweise, dass das Vorgehen der Behörden durchaus mit dem des Chaos Computer Club zu vergleichen ist. "Wenn der CCC in Systeme eingedrungen ist, dann um Sicherheitslücken aufzudecken - und nicht um jemanden auszuspionieren."
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Adam: Denken Sie nicht, dass es freie Antivirus-Software geben wird, die eine Lösung dafür findet? Die "Open Source"-Gemeinde ist ja sehr kreativ.
Frank Rieger: Wir gehen davon aus, dass jeweils modifizierte Trojaner zum Einsatz kommen. Antivirus-Software arbeitet mit Signaturen (das heißt mit Mustern, die erkannt werden) und Heuristiken, das heißt, mit Verhaltensweisen, die erkannt werden.
Belias: Es gibt doch Netzwerküberwachungstools, mit denen man den Traffic beobachten kann. Kann man nicht dadurch auch einen Trojaner erkennen?
Frank Rieger: Eine erfolgreiche Abwehr erfordert, dass man die Verhaltensweisen, die sich nicht sehr von normalen Programmen unterscheiden, erkennen kann oder einen Trojaner zum Muster erkennen findet. Also Open Source wird da wenig helfen.
[...]
Frank Rieger: Wenn ein Trojaner nur einmal verwendet wird und ansonsten immer wieder modifiziert wird, geht das schon.
Constanze Kurz: Es gibt heute wohl Rootkits, die sich wirkungsvoll verstecken können, und zwar so gut, dass selbst Spezialisten sie nicht ausfindig machen können.
demlak: Es ging durch die Presse, dass bereits eine Art Bundestrojaner seit längerem im Einsatz ist. Wie ist der Kenntnisstand des Chaos Computer Clubs zu der bisher eingesetzten Software?
Frank Rieger: Im Bereich Industriespionage passiert das durchaus schon länger.
Constanze Kurz: Wir gehen davon aus, dass deutsche Geheimdienste diese Techniken anwenden, allerdings natürlich nicht in großem Umfang.
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